Doch, es geht. Wir können gemeinsam viel erreichen. Nur leider sind wir Apotheker uns unserer Macht (noch nicht) bewusst.
Gemeinsam sind wir stark
Es war ein persönlicher Impuls, der mich letzte Woche beim Wort- und Bildverlag anrufen ließ, nachdem ich diesen unsäglichen Figurtest für Kinder in der Medizini entdeckt hatte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was dann durch die Facebook-Posts von Thomas Luft und mir losgetreten wurde, war nicht vorauszusehen- das Thema wurde von etlichen Redaktionen und Blogs aufgegriffen. Stern, n-tv, Die Welt, Brigitte, Hamburger Morgenpost, Rhein-Neckar-Zeitung, t-online und auch Bild. Ein Artikel über Apotheker in den Boulevardmedien mit positivem Feedback- wo gibt es denn so was? Mittlerweile gibt es sogar eine offizielle Stellungnahme des Wort- und Bildverlages, in der schon kräftig zurückgerudert wird.
Das Vertrauen der Kunden
Wenn das mit so wenig Aufwand und auch einfachen Mitteln geht, sich positiv beim Endverbraucher zu positionieren und zu zeigen, dass wir das Vertrauen, dass die Kunden in uns haben, auch verdient haben, dann wird mir ganz schwindelig, was wir erreichen könnten, wenn wir das Geld und das angebliche Know-How der ABDA wirklich nutzen würden.
Die bekannten Apothekenportale wie Daz online und Apotheke adhoc haben das Thema „Boykott der Medizini“ direkt aufgegriffen. Und was macht die ABDA? Ändert das Titelbild ihrer Facebookseite- immerhin. Dort zu sehen ist nun ein Plakatmotiv der letzten Imagekampagne „DJane MC Pharmazeuse“- eine die Plattenteller bedienende junge Frau in Apothekenshirt , neben ihr ein kleiner Junge in Kapuzenjacke. Was das Bild aussagen soll, versteht man noch nicht mal, wenn man von der ABDA eine offizielle, ellenlange Beschreibung dazu bekommt, da der kreative Spagat zwischen Turntables und der Erhöhung der Rezepturpauschale doch etwas zu groß ist.
Facebook-Seite der ABDA
An wen sich die ABDA-Facebookseite schlussendlich überhaupt wendet, ob an Verbraucher oder Kollegen bleibt nebulös, man findet auf besagter Facebook-Seite neben praktischen Tipps zum Apothekenfinder auch interne Informationen zu unserer Notdienstpauschale, die angeblich erhöht wurde. Das stimmt so nicht, aber egal- die Höhe der Notdienstpauschale ist keine wissenswerte Information für unsere Patienten und auch kein Verdienst der ABDA. Der Facebook-Auftritt spiegelt im Endeffekt unseren eingetragenen Verein in Berlin wieder- langweilig, unstrukturiert und immer etwas hinter her! Oder warum gibt es keine Reaktion auf den Boykott der Medizini? Zumindest ein Teilen des lesenswerten Posts von Thomas Luft wäre wünschenswert gewesen. Aber das ist vermutlich zu banal, zu trivial, zu nah am Patienten dran- und man teilt doch nichts, was vom Apotheken-Fußvolk kommt. Egal wie erfolgreich das ist. Dabei brauchen wir so dringend positive Presse, nur so können wir Honorarforderungen rechtfertigen. Ein „DJ Pharmazeuse-Plakat“ reicht da leider genauso wenig aus wie die richtige Location für ein politisches Sommerfest- Häppchen und Prosecco können andere Lobbyisten besser!
Die Macht der Sozialen Medien
Der Boykott der Medizini zeigt eindrucksvoll, wie leicht es ist, sich heutzutage über die sozialen Medien zu vernetzen, Inhalte zu teilen und Dinge zu bewegen. Ein Zeichen zu setzen, dass man mit uns Apothekern nicht alles machen kann, dass wir uns durchaus wehren und nicht alles hinnehmen. Ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, dass wir Apotheker weitaus wichtigere Probleme haben als ein Figurtest für Kinder in der Medizini. Aber ich erkenne das Potential, welches eine Einigkeit unter uns Apothekern haben könnte.
Die Rentner-Bravo
Bleiben wir doch mal beim Beispiel Wort- und Bildverlag. Bei Kollegen ist der Apotheken-Umschau-Macher trotz weiß-blauer Verpflegung auf dem Apothekertag nicht wirklich beliebt, bei der Pharmaindustrie noch weniger. Man muss dem Wort- und Bildverlag allerdings Respekt zollen, er hat sich sehr clever als Marktführer positioniert. Und in dieser Rolle kann man auch den Takt vorgeben-und braucht nicht besonders serviceorientiert sein. Viele Apotheken scheuen sich davor, dem Wort- und Bildverlag endgültig den Rücken zu kehren, aus Angst Kunden zu verlieren, die aufgrund der massiven Radio- und TV-Werbung unbedingt die Apothekenumschau haben wollen. Ich habe vereinzelt von Kollegen gehört, dass man tatsächlich auch ohne Umschau eine Apotheke betreiben kann.
Nun kommt wieder unsere Standesvertretung und unser gemeinsames Vorgehen ins Spiel. Die ABDA gibt eine Zeitung für Endverbraucher heraus, die Neue Apotheken Illustrierte. Wir geben also quasi unsere eigene Apothekenumschau heraus, aber kaum jemand nutzt das? Wir kaufen lieber „fremd“ und lassen uns die Konditionen vordiktieren anstatt mit unserer eigenen Zeitung der Apotheken-Umschau den Kampf anzusagen? Wenn wir es noch nicht mal beim kleinen Einmaleins schaffen, uns gemeinsam zu positionieren, verwundert es niemanden, dass wir von der Politik weder ernst noch wahr genommen werden, abgesehen von den höchst geheimen Erfolgen der ABDA sind wir Pharmazeuten nämlich überall außen vor.
Jetzt stellen wir uns mal vor, die ABDA würde die Neue Apotheken Illustrierte professionalisieren und ebenfalls in Werbung investieren. Ich bin überzeugt davon, dass man der Apotheken-Umschau Konkurrenz machen kann- wenn man es will. Und wir Apotheker haben auch die Macht, unsere eigene Zeitung gemeinsam nach vorne zu bringen. Es wäre eine klassische Win-Win-Situation: Die Kunden hätten eine kompetente Gesundheitszeitschrift und unser Stand hätte ein eigenes Medium, welches auch durchaus politisch nutzbar wäre und zusätzlich eine Einnahmequelle darstellen würde.
Aber dafür bedarf es statt einem „Hätte“, „Könnte“, „Würde“ einem klaren „Machen“ von uns allen.
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