#Ellipower

Stell Dir mal Folgendes vor.

Dein Auto ist seit dem Sommer 3x mitten im Fahren in den Notbetrieb gegangen, so dass Du anhalten mußtest. Es deutet alles auf eine kaputte elektronische Steuerung hin, aber bei den komplexen neumodischen Autos weiß man ja nie so genau.

Nach dem dritten Mal fährst Du zu Deiner Autowerkstatt um die Ecke. Kurzer Blick des Mechanikers, der Deine Vermutung teilt, dass es wohl die kaputte Steuerung sein wird. ABER…er will nicht dafür haften und schickt Dich zur Vertragswerkstatt.

Du überlegst, aber Du vertraust Deinem Mechaniker vor Ort und naja, das Ausschließen, dass es womöglich doch was Schlimmeres ist, möchtest Du ja auch. Nicht, dass Du bei der nächsten Fahrt mit dem vollbesetzten Auto, vielleicht die Kinder mit an Bord, irgendwo liegen bleibst.

Der Mechaniker Deines Vertrauens hat Deine Unterlagen schon an die Vertragswerkstatt weitergeleitet, die sich auch prompt am nächsten Tag meldet.

„Guten Tag, wir haben hier Unterlagen für ihr Auto bekommen. Da kommen Sie bitte sofort vorbei und richten Sie sich darauf ein, dass Ihr Auto hier in der Werkstatt bleiben muss.“

„Äh..wie jetzt? Ich kann nicht direkt kommen, ich habe vier Kinder. Was heißt denn, das Auto muss da bleiben?“

„Ja, es muss bleiben. Kommen Sie morgen um 10h mit ihrem Fahrzeug zu uns in die Anmeldung.“

Okay, naja…zumindest wenig Wartezeit.

Du fährst also brav am nächsten Morgen zur Vertragswerkstatt. Durch Corona ist dort alles etwas anders, aber Du hast ja einen festen Termin und weißt, wo Du hin musst. Du betrittst den Verkaufsraum der Werkstatt und begibst Dich zur Anmeldung, die auch als solche gekennzeichnet ist.

Bevor Du der Dame an der Anmeldung Dein Anliegen schildern kannst, kommt der Parkplatzwächter angerannt und herrscht Dich an, was Dir einfällt, direkt zur Anmeldung zu gehen. Du hättest Dich zuerst bei ihm melden müssen. Auf Deinen Einwand hin, dass Du einen festen Termin hättest und genau hierhin bestellt worden wärst, mischt sich direkt ein zweiter Parkplatzwächter ein und beschimpft Dich übelst, ob Dir nicht klar wäre, dass mit Corona hier alles anders laufen würde.

Okay, Du schüttelst Dich innerlich kurz, atmest tief ein und beschließt, die Chinaimport-Einmalmaske entgegenzunehmen und dann der freundlichen Dame in der Anmeldung in ihr Büro zu folgen.

Die Dame setzt Dich darüber in Kenntnis, dass bevor irgendjemand Dein Auto anschauen kann, erstmal der Reifendruck überprüft, der Ölstand gescheckt und die Frontscheibe geputzt wird. 

Nice to have, aber nicht zielführend.

Du fragst vorsichtig, wie denn das Procedere hier jetzt weitergeht, worauf sie Dir freundlich erklärt, dass sich das erst ein Mechaniker für Motorräder anschauen wird, auf den Du aber warten müsstest. Du könntest aber schon mal unterschreiben, dass Du einen Dauerparkplatz für Dein Auto auf dem Hof bekommst.

Du wartest.

Und wartest.Und wartest. Allein. Keiner kommt. Die Chinamaske stinkt und Dein Magen knurrt. 

Nach 90 Minuten kommt der Zweirad-Mechaniker. Ohne ein Wort zu den Mucken Deines Autos zu fragen, teilt er Dir formlos mit, dass Du die nächsten 3 Tage kein Auto hast.

„Aber ich muss zur Arbeit fahren?!“

„Ja, das verstehe ich schon, aber so einfach geht das hier in der Vertragswerkstatt nicht.“

Auf Deine Frage, ob man Dir nicht mal erklären könne, welche Schritte denn nun aufgrund der Ausfälle Deines Autos normalerweise erfolgen, bekommst Du die Antwort: „Ich weiß ja noch gar nicht, was mit ihrem Auto ist. Darüber haben wir ja noch gar nicht gesprochen. Aber 3 Tage müssen Sie darauf verzichten.“

Aha, macht Sinn- nicht. 

„Also gut, dann erzählen Sie mir doch erstmal, was Ihnen genau mit Ihrem Auto passiert ist. Ich schaue mir dann das Auto an. Meine Beobachtungen bespreche ich dann mit unserem Werkstatt-Leiter, der der Spezialist für Ihr Fahrzeug ist.“

Etwas umständlich in Deinen Augen, aber okay. Jetzt bist Du ja schon mal hier.

Der Zweiradexperte fragt, schaut, leuchtet, klopft und ruckelt an Deinem Auto. 

„Alles prima.“

Alle Fragen, die auf weitere Komplikationen hindeuten, kannst Du zum Glück verneinen.

„Okay, ich bespreche das dann gleich mit dem Werkstatt-Leiter, ich beeile mich, aber das kann dauern.“

Klar, es ist mittlerweile Mittag. Dann Magen knurrt noch mehr, Du hast Durst.

Wasser? Fehlanzeige.

Du wartest.

Und wartest. Allein. Dann stehst Du auf, gehst raus aus dem Büro, nickst der Dame aus der Anmeldung freundlich zu und holst Dir ein Brötchen und kaufst Dir eine Flasche Wasser.

Da es regnet, stellst Du Dich mit dem Essen in den Windfang des Gebäudes.

In Sekunden kommt der wildgewordene Parkplatzwächter und beschimpft Dich erneut, was denn Dein Problem sei, die Maske nicht aufzusetzen.

Du fragst Dich einen Bruchteil einer Sekunde, wie denn essen mit Maske gehen soll, aber gehst dann lieber raus, um keinen Ärger zu haben.

Nur leider folgt Dir der Parkplatzwächter, um weiter zu keifen.

Du schaust Dich um, denn die ganze Story wirkt mittlerweile etwas wie bei der versteckten Kamera.

Nachdem Du aufgegessen hast, gehst Du aufgrund der Wetterlage wieder in den Windfang- MIT Maske.

Ein dritter Parkplatzwächter betritt die Bühne, um Dich rüde darauf hinzuweisen, dass Du widerrechtlich das Büro verlassen hättest.

Du hättest schließlich Dein Auto hier abgegeben und damit dürftest Du Dich nicht mehr aus dem Büro entfernen.

Du kneifst die Augen zusammen und fragst kurz nach, ob das hier eine Werkstatt oder ein Gefängnis sei.

Mittlerweile stehen drei keifende Parkplatzwächter um Dich herum, Du hast nach über drei Stunden weder einen Fachmann gesprochen noch Informationen über die weitere angedachten Vorgehensweise bekommen.

Was tust Du?

Ich bin gegangen.

Nur handelte es sich leider nicht um mein Auto, sondern um unsere Tochter Elisabeth.

Wir waren auch nicht in der Werkstatt, sondern in der Kinderklinik in Oldenburg.

Wir sind privat versichert.

Es macht mich sehr traurig zu erleben, mit welcher Arroganz, Ignoranz und Überheblichkeit manche Krankenhaus-Mitarbeiter Patienten, und in diesem Fall auch noch kleine Patienten, behandeln.

Ist es nicht möglich, Termine zu organisieren?

Ist es nicht möglich, Behandlungsoptionen mit Patienten in Ruhe zu besprechen?

Ist es nicht möglich, darüber nachzudenken, dass Patienten Familien haben, um die sich kümmern müssen? Eine Arbeit haben, bei der sie sich abmelden müssen?

Wieso weiß man schon bevor man den Patienten gesehen oder gesprochen hat, wie lange er im Krankenhaus bleiben muss, nur weil er privat versichert ist?

Wir waren in den letzten 10 Jahren zum Glück nur drei Mal in der Kinderklinik in Oldenburg und mussten es jetzt jedes Mal erleben, dass man offensichtlich versucht hat, uns als Privatpatienten das Geld aus der Tasche zu ziehen bei gleichzeitiger miserabler Behandlung.

Anfang 2018 waren wir mit unserer Tochter Carlotta stationär, die operiert werden musste. Man versuchte uns die Chefarzt-Behandlung zu verkaufen, obwohl der Chefarzt gemeinsam mit dem stellvertretenden Oberarzt auf einer Fortbildung war. Auch wollte man uns ein Einbettzimmer verkaufen auf einer Station, auf der es nur Zweibettzimmer gibt. Mit dem Kommentar „Das zahlt doch eh ihre Versicherung.“.

Als Leistung kam unsere Tochter über eine Stunde verspätet in den OP, weil man vergeblich versuchte, ihr einen Zugang zu legen. Unsere Tochter wurde 16 Mal gestochen, bevor man ihr einen Zugang am Hals legte. Die Operationswunde entzündete sich übel aufgrund mittelalterlicher Verbandsmaterialien.

Wir werden unsere Tochter Elisabeth in absehbarer Zeit durchchecken lassen. Aber nicht bei Ärzten, wo das Vertrauensverhältnis schon zerrüttet ist, bevor man sie zu Gesicht bekommt.

Ich habe von meinem freien Willen Gebrauch gemacht, aber das kostet Mut und auch Standfestigkeit.

Aber ich habe heute wieder einmal mehr tief im Inneren gespürt, warum ich möchte, dass Menschen mündige Patienten werden, die sich trauen, bei ihrer Gesundheit mitzureden.

Eine solche Werkstatt, wie ich sie beschrieben habe, würde pleite gehen. So eine Kinderklinik behandelt weiter Menschen.